19. Verhandlungstag: Montag, 13.10.2014

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Zeuge Ralph Sch., 39 Jahre, Rettungsassistent, damals Funktion organisatorischer Leiter Rettungsdienst DRK

Protokoll von Sybille Kleinicke

Tweets von visions_s

Berichterstattung zum Wassserwerfer-Prozess am Landgericht Stuttgart vom 13.10.2014, Termin war kurz, deshalb heute nicht viel

Heute fand der Termin im Saal 1 des Landgerichts statt, schlechte Akkustik, es war alles etwas schwer zu verstehen

Beginn mit Scharmützel zw. Zuhörern und Vorsitzender Richterin. Sie ist was den Umgang mit Zuhörer anlangt,nicht sehr souverän

Erklärung der Nebenklägervertreterin Röder im Namen aller Nebenkläger. Zusammenfassung der bisherigen Beweisaufnahme

Kausale Zusammenhänge hergestellt, die die Schuld der Angeklagten im Sinne der Anklage beweisen

Vor allem auf die Aussagen der Polizeibeamten abgehoben und im einzelnen hervorgehoben, wie die Verantwortlichkeit ist

Zeugenaussage Ralph Sch., 39 Jahre, Rettungsassistent, damals in Funktion Leiter Rettungsdienst

Zeuge wurde über Rettungswagen, der zum Einsatz in den Mittleren Schlossgarten wegen Herz-Kreislauf-Kollaps gerufen wurde, auf Lage im Park hingewiesen

Zeuge nahm dann selbständig Kontakt zur Polizei und Führungsstab auf, um nachzufragen, was los ist und ob Hilfe vonnöten ist

Er erfuhr um 12:39 Uhr von der Situation im Mittleren Schlossgarten, war dann gegen 13:00 Uhr vor Ort mit Rettungskräften

Ein Kollege wurde als Verbindungsmann in den Führungsstab in der Hahnemannstraße abgestellt.

Lage im Park völlig chaotisch, Rettungshelfer wurden von Presse und Demonstranten empfangen und erst einmal behindert

Zeuge holte sich Polizeihilfe, um Behandlungsplatz 1 im Mittleren Schlossgarten aufzubauen. Über Verbindungsmann im Führungsstab Platz zugewiesen

Behandlungsplatz außerhalb Gefahrenzone aufgebaut werden. Patienten wurden zugeführt über Demosanis, Polizeibeamten und Demonstranten

Rettungshelfer wurden mit den Worten "Hier gibt's hunderte von Verletzten, da sterben Kinder und ihr helft nicht" begrüßt

Rettungskräfte fühlten sich durch Presse und Handykameras belästigt, es musste erst Platz geschaffen werden für den Aufbau

Auf der Schillerstraße wurde ein weiterer Behandlungsplatz eingerichtet mit einem Großraumrettungswagen der Feuerwehr

Gute Zusammenarbeit mit den Demosanis während der ganzen Einsatzzeit.Demosanis waren im Gefahrenbereich Biergarten

Rettungsdienst wußte im Vorfeld nichts von dem geplanten Einsatz im Schlossgarten, mussten sich selbst ins Spiel bringen

Zu Beginn des Einsatzes im Schlossgarten höhere Anzahl Patienten behandelt, dann kamen schubweise neue Patienten

Verletzungen: multiple Prellungen, Augenverletzungen, auch schwere (Dietrich Wagner) Kopfplatzwunden, 1 Krampfanfallereignis

Wie viele Patienten bei den Demosanis behandelt wurden, weiß Zeuge nicht. Er weiß von privaten Hilfslieferungen mit Wasser

Rettungshelfer dürfen nicht in Gefahrenbereich wegen Verletzungsgefahr. Verletzter Helfer kann nicht mehr helfen - deshalb

Letztendlich stand Behandlungsplatz 1 gegen ca. 14:32 Uhr nach dem Zeuge mehrfach über Verbindungsmann um Platz gebeten hat

Zeuge kam mit 2 Rettungswagen und 1 Notarzt in den Schlossgarten, Behandlungsplatz konnte 50 Patienten behandeln

Großraumrettungswagen der Feuerwehr konnte 10 Patienten gleichzeitig behandeln. Es waren alle Rettungskräfte (DRK u.a.) im Park

Zeuge kann nicht sagen, wodurch die Verletzungen zustande kamen, er selbst hat niemanden behandelt, er hat koordiniert

Rettungshelfer sagten ihm, es handelt sich um Schlagstockeinsatz und Pfefferspray laut den Verletzten.

Verletzungen durch den Wasserwerfer-Einsatz wurden nicht explizit genannt, er wußte also nicht, wodurch welche Verletzungen entstanden

Zeuge hat vom eigentlichen Einsatzgeschehen nichts mitbekommen von seinem Standort aus war das nicht möglich

Laut Aufzeichnungen DRK im Schlossgarten 114 ambulante Patienten und 16 stationäre Patienten

Patienten, die von den Demosantitätern behandelt wurden, wurden nicht registriert.

Zeuge hat den schwer verletzten Dietrich Wagner gesehen als dieser zur Schillerstraße verbracht wurde

Zeuge wusste nicht, dass dieser durch den Wasserwerfer so schwer verletzt wurde

Zeuge kante die Angeklagten nicht, er hatte nie Kontakt mit diesen. Gespräche nur mit den Sicherungsbeamten am Behandlungsplatz

Absicherung durch Polizei war nach ca. 1/2 Stunde nicht mehr nötig, Polizei wieder abgezogen, Behandlungen verliefen dann ruhig

Sein Ansprechpartner im Führungsstab war sein Verbindungsmann, mit ihm hat er gesprochen wegen Behandlungsplatz etc.

Über Verletzungen wurden keine Meldungen von Zeugen an Polizei direkt gemacht. Was im Führungsstab besprochen, weiß er nicht

Zeuge weiß von einem Schädelbasisbruch nichts. Es gab Gerücht, dass es einen Toten gegeben hätte, Gott sei Dank nicht bestätigt

Aus Akte: es gab MANV-Lage 2 im Schlossgarten. Zeuge war erstaunt, dass Rechtsanwältin dies kannte und bestätigte, dass MANV-Lage bestand

MANV-Lage bedeutet "Massenanfall von Verletzten" nachzulesen hier: Massenanfall von Verletzten

[gemäß PDV 122 ist beim Einsatz von Wasserwerfern der Rettungsdienst in die Planungen mit einzubeziehen]

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KONTEXT Artikel: Nichts mitgekriegt vom Katastrophenalarm
der neunzehnte und einundzwanzigste Verhandlungstag
Ausgabe 187 vom 29.10.2014